Viele Büros haben für den Kundenverkehr geschlossen und Mitarbeiter*innen arbeiten aus dem Home Office. Aber wie ist die rechtliche Grundlage dafür? Und wie arbeiten Sie produktiv von zu Hause?

Veröffentlicht am 20.03.2020

— in Unternehmen

Die Corona-Krise trifft viele Unternehmen absolut unvorbereitet: Viele Büros schließen für den Kundenverkehr und schicken ihre Mitarbeiter*innen von heute auf morgen ins Home Office – und bedenken in der Hektik die rechtliche Grundlage nicht.

Mitarbeitervereinbarung

Arbeitgeber dürfen ihre Mitarbeiter laut eRecht24 nicht in das Home Office schicken, wenn diese Bedenken gegen das Arbeiten in häuslicher Umgebung äußern. Im Klartext heißt das, dass das Arbeiten im Home Office das gegenseitige Einverständnis voraussetzt.

Allerdings sollten auch bei gegenseitigem Einverständnis vertragliche Regelungen über die Tätigkeiten aus dem häuslichen Umfeld aufgesetzt werden, um möglichen rechtlichen Problemen hinsichtlich Datenschutz, Arbeitssicherheit sowie Ruhe- und Pausenzeiten aus dem Weg zu gehen. Mehr Informationen zu der Mitarbeitervereinbarung sowie einen Generator zur Erstellung dieser Vereinbarung, finden Sie auf ebenfalls auf eRecht24.
 

Ihr Arbeitsgerät im Home Office

Im Idealfall werden die Dienstgeräte durch den Arbeitgeber gestellt. Die Gefahr durch Kompromittierung werden durch ein reines Arbeitsgerät nämlich deutlich eingedämmt. Allerdings ist es durch die Corona-Krise und der damit verbundenen Arbeitsstätten-Verlagerung zu einem Run auf Notebooks gekommen. An dieser Stelle wird nicht jedes Unternehmen in der Lage sein, seine Mitarbeiter*innen mit Dienstgeräten ausstatten zu können.

Wir haben für uns die beste Lösung evaluiert, die ich Ihnen natürlich auch nicht vorenthalten möchte:

Unsere Mitarbeiter*innen sind angehalten, sämtliche berufliche Arbeiten an den bereitgestellten Dienstgeräten zu verrichten. Ist dies allerdings nicht möglich, arbeiten die Kolleginnen und Kollegen in einer geschützten Umgebung an ihren persönlichen Geräten. Durch die Einrichtung eines neuen Benutzerprofils kann eine geschützte Umgebung geschaffen werden. An dieser Stelle darf man auch den psychischen Effekt nicht vergessen. Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation, die alle betrifft. Egal ob Arbeitnehmer oder Arbeitgeber: Abstriche müssen gemacht werden und Sorgen bestimmen die Gedanken. Das ist normal – immerhin sind wir alle nur Menschen. Deshalb ist es wichtig, dass Bereiche geschaffen werden, die Sicherheit vermitteln. Mir hilft es beispielsweise ungemein, dass ich weiß, dass meine Kolleg*innen und ich durch die Berufshaftpflicht der Agentur geschützt sind. Nicht, weil ich an meinem Gerät Halli Galli machen will, sondern weil Kompromittierbarkeit ja durchaus ein reales Problem sein könnte – auch wenn das Risiko nach einer vorherigen Schulung sehr klein ist.
 

Ihr Home Office

Aus Gründen des Datenschutzes sollte Ihre Arbeitsumgebung geschützt vor den Blicken und Ohren Dritter sein – und hier sind durchaus auch die Partner*in, die eigenen Kinder und akustische Assistenzsysteme (wie Siri oder Alexa) gemeint. Darüber hinaus sollte Ihr Home Office abschließbar sein. Schließen Sie den Raum ab, wenn Sie ihn verlassen – auch wenn Sie nur kurz Kaffee oder Tee holen wollen.

In einer ungeplanten Situation, die schnelles Handeln erfordert, sind diese Auflagen für datenschutzrechtliches Arbeiten nicht immer gegeben. Hier sollte unbedingt der Austausch zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber stattfinden, um mögliche Sicherheitsrisiken zu minimieren. Grundsätzlich ist den Weisungen des Arbeitgebers natürlich immer Folge zu leisten.
 

Behalten Sie gewohnte Arbeitszeiten ein

Home Office ist Arbeitszeit – und kein Urlaub. Was eigentlich selbstverständlich ist, ist nicht immer so einfach umzusetzen. Wissen Sie, ich bin Langschläferin. Mein Wecker ist mein persönlicher Feind – und wenn es nach mir gehen würde, würde ich täglich ein oder zwei Stündchen länger schlafen. Das geht aber nicht, weil ich ja zur Arbeit »muss«. Flexible Arbeitszeiten hin oder her: Im Laufe der Zeit hat man sich einen Rhythmus angeeignet, der sich als optimal erwiesen hat. Und diese Struktur gilt es auch im Home Office einzuhalten. Orientieren Sie sich an Ihren gewohnten Arbeitszeiten – und reservieren Sie diese Zeit ausschließlich für berufsrelevante Tätigkeiten.
 

Tragen Sie »Berufskleidung«

Das Erste, was ich mache, wenn ich nach Hause komme: Ich ziehe meine Freizeitklamotten an. Die sind oll – aber deutlich bequemer als die Jeans oder Blüschen, die ich im Büro trage. Ich finde, das macht auch was mit dem Gefühl! Wenn ich in meine ollen Buchsen steige, fühle ich mich wie eine kleine Fee, die auf naturbelassenen Wegen herumtänzelt.

Deshalb liegt es eigentlich doch recht nah, dass ich im Home Office keine ollen Buchsen trage, oder? Ich trage meine »Berufskleidung« – und spüre so auch an meiner Haut, dass Arbeitszeit ist.
 

Telefon- und Videokonferenzen mit den Kolleg*innen

Das Schönste an einem tollen Team ist der Austausch – und damit sind jetzt nicht die privaten Unterhaltungen gemeint! Vielleicht kennen Sie es auch: Sie hängen an einem Problem und denken darüber nach. So lange, dass sich die Gedanken im Kreis drehen. Manchmal hilft hier der klare Kopf der Kollegin oder ein Gedankenanstoß des Kollegen. Und das ist auch das, was ich im Home Office am meisten vermisse: der Austausch mit den Kolleg*innen. Deshalb haben wir Telefon- und Videokonferenzen eingeführt. Auch wenn wir nicht gemeinsam im Büro sitzen: An den Projekten arbeiten wir gemeinsam – und so fühlt es sich dank Video Meetups auch im Home Office an.
 

Legen Sie Pausen ein

Wer »wie gewohnt« arbeitet, hat natürlich auch wie gewohnt Pausen. Eigentlich. Ich neige dazu, meine Pausen zu vergessen, weil ich gerade mitten im Thema bin und meine Gedanken nicht lösen möchte. Diese sind allerdings wichtig, um den Kopf frei zu pusten, den Körper durch Bewegung zu lockern und die Augen zu schonen. Wenn es mit den festgelegten Pause nicht klappt, nehmen Sie sich etappenweise diese Zeit. Die »Pomodoro-Technik« eignet sich an dieser Stelle beispielsweise ganz ausgezeichnet für das Zeitmanagement.
 

Ordnung halten

Kreative haben ein gewisses Grundchaos auf ihren Schreibtischen. Meine Augen wandern beispielsweise immer mal wieder über meinen Schreibtisch – und Sie werden lachen: Manchmal kommen mir die besten Ideen, wenn ich auf die vollgekritzelte Schreibtischunterlage schaue.

Wenn man zu Hause allerdings kein eigenes Zimmer für das Home Office hat, hinter der man die Tür verschließen kann, läuft man die Gefahr, irgendwann den Küchentisch in einen Chaoshaufen zu verwandeln. Räumen Sie den Tisch nach Ihrer Arbeitszeit auf. So zieht der Feierabend auch optisch in Ihr Haus.

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit unseren Tipps einen kleinen Überblick über rechtliche Vorkehrungen und beste Umsetzungsideen geben konnten. Einen Anspruch auf Vollständigkeit oder Rechtsberatung bieten wir an dieser Stelle allerdings nicht.

Artikelbild »young handsome business man freelancer working at home on computer.« von JenkoAtaman

Heidi Schönenberg-Hausdorf


Heidi Schönenberg-Hausdorf ist Content und Social Media Managerin. Sie beschäftigt sich mit dem Texten und Publizieren von Inhalten für Printmedien, Websites und Social Media. Heidi ist durch die IHK zertifiziert und hat ein Buch über Social Media veröffentlicht.