Es lohnt sich eine wertschätzende Unternehmenskultur aufzubauen und zu fördern. Aber was ist Wertschätzung und wie können Sie sie Ihren Kollegen, Mitarbeitern und Vorgesetzten gegenüber ausdrücken?

Veröffentlicht am 19.08.2019

— in Unternehmen

Das zentrale Bedürfnis des Menschen: Wertschätzung

Eines der zentralen Bedürfnisse des Menschen ist das Bedürfnis nach Wertschätzung und Anerkennung. Wir wollen mit dem, was wir repräsentieren und für das was wir tun und geleistet haben, gewertschätzt werden. Häufig wird Wertschätzung allerdings mit dem Lob und der Anerkennung von Leistung gleichgesetzt. Dabei ist das von der Bedeutung eigentlich nicht ausreichend. Wertschätzung ist viel mehr als das – sie ist Geisteshaltung und Herzenssache, weil sie den gesamten Menschen sieht und ihn nicht nur auf seinen Ertrag reduziert. Dieses begründet sich in einer positiven, wertschätzenden Haltung in sich selbst. Nur wenn Sie diese positive Haltung einnehmen, können Sie auch anderen Menschen Aufmerksamkeit, Anerkennung und Respekt entgegenbringen.
 

“Anerkennungs- und Wertschätzungswüste” Unternehmen

Sowohl interne Mitarbeiterbefragungen als auch eine Vielzahl von Studien belegen, dass Unternehmen regelrechte Anerkennungs- und Wertschätzungwüsten sind. 

Die emotionale Bindung zum Arbeitgeber sinkt, wenn sich die Angestellten nicht ausreichend anerkannt und als Mensch gewertschätzt fühlen. Dadurch sinken die Zufriedenheit und Motivation und, in Folge dessen, auch die Produktivität. Das Betriebsklima wird nicht nur stark belastet, sondern auch die Risiken für Erkrankungen erhöht.

Die grundlegende Bedeutung aufrichtiger Wertschätzung macht es vielen Führungskräften schwer, diese nicht nur auf die Bewertung und Anerkennung der Arbeitsleistung auszulegen und die wahre Wertschätzung somit auf einen Zahlenwert zu reduzieren. Natürlich werden leistungsabhängige Gehälter oder Belohnungssysteme dadurch nicht überflüssig. Führungskräfte, die an dieser Stelle Einsparungen wittern, sind jedoch auf der falschen Spur.

Viele Führungskräfte wissen mittlerweile, dass rationales Denken und Handeln sowie fachliche Kompetenz längst nicht mehr ausreichen, um Mitarbeiter zu führen oder auch nachhaltige Kundenbindungen aufzubauen. Aufrichtige Wertschätzung ist immer mit Wohlwollen, Respekt und Anerkennung verbunden. Das äußert sich beispielsweise in Freundlichkeit, echtem Interesse und Zugewandtheit aus.

Aber: Das zu wissen, bedeutet längst nicht, das auch verinnerlicht zu haben. Und das macht den großen Unterschied zwischen wirklich gelebter Wertschätzung und einem “einstudiertem Programm” aus.
 

Stärke finden: In sich und anderen

Wenn Sie in einer Führungsposition arbeiten, steht also die Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstwert an erster Stelle. Die innere Haltung und emotionale sowie soziale Kompetenzen müssen aufgebaut und gestärkt werden. Starke, reflektierte und emotional kompetente Führungskräfte bilden die Basis für eine konstruktive betriebliche Zusammenarbeit und tragen zu einem guten Betriebsklima bei. Wenn Führungskräfte bereit sind umzudenken und sich aus der Komfortzone zu bewegen, können sie ihren Mitarbeitern echte Wertschätzung entgegenbringen und mehr Menschlichkeit in das Team und das Unternehmen bringen.
 

Wertschätzung aufrichtig zeigen

Aufrichtige Wertschätzung reduziert den Menschen nicht nur auf seinen Ertrag, sondern betrachtet ihn vielmehr als gesamte Persönlichkeit, die aufgrund ihrer Fähigkeiten, ihres Potenzials sowie ihrer Individualität wertvoll ist. Manipulationen, wie inflationär verschleudertes Lob, bewirken das genaue Gegenteil, weil sie von den Mitarbeitern erkannt und die Absicht dahinter ersichtlich wird. Echte Wertschätzung basiert nicht auf leeren Floskeln, sondern bezieht sich individuell  und mit spezifischem Feedback auf die angesprochene Person und/oder ihre Leistungen. Sie signalisieren Anerkennung, wenn Sie sich die Zeit für ihre Mitarbeiter nehmen, achtsam sind und die Bedürfnisse Ihres Mitarbeiters wahrnehmen.

Echte Wertschätzung entsteht also im Inneren und zeigt sich im Äußeren. Manchmal sind es kleine Gesten, die den großen Unterschied machen: Ein achtsames Zuhören, ein Blick auf Augenhöhe, ein wohlwollendes Kopfnicken, ein offenes Lächeln, eine aufrichtige Rückfrage, eine kleine Überraschung oder eine kurze E-Mail mit Danksagungen oder Glückwünschen. Auch eine zum Anlass gewählte Kleidung drückt Anerkennung aus, weil sie signalisiert “Ich bin es mir wert, auf mich zu achten. Ebenso bist du es mir wert, dass ich mir Gedanken darüber gemacht habe”. Selbst kleinste Optimierungen in der verbalen sowie nonverbalen Kommunikation können Wertschätzung vermitteln. Die Akzeptanz der Unterschiedlichkeit von Menschen, ein respektvollen und höflicher Umgangston sind die Grundlage der menschlichen Unternehmenskultur.

“Klar in der Sache, emphatisch mit Menschen” ist hier das Leitbild.
 

Anerkennung zahlt sich aus

Wer als Führungskraft wahre Wertschätzung vorlebt, wird das Betriebsklima und die Arbeitsatmosphäre deutlich verbessern. Durch größere Motivation und erhöhte Loyalität der Mitarbeiter steigt die Produktion und daraus ergibt sich, wie es bereits in Studien nachgewiesen wurde, verringerte Ausfälle durch psychische oder physische Krankheiten. Aber nicht nur davon profitiert das gesamte Unternehmen! Mitarbeiter übertragen ihre authentische Begeisterung auf die Kunden des Unternehmens und werden auch in ihrer Freizeit zu positiven Markenbotschaftern. Nichts ist so überzeugend, wie Mitarbeiter (und Kunden), die sich emotional einem Unternehmen verbunden fühlen und viel Positives über dieses berichten können. So formen gewertschätzte Mitarbeiter also auch das Image des Unternehmens in der Gesellschaft mit. 

Wertschätzung sich also aus. Sich selbst und anderen gegenüber – und auf allen menschlichen und betrieblichen Ebenen.

Seien Sich sich sicher in dieser Sache und gehen sie empathisch mit Ihren Mitarbeitern um. Die gute Nachricht ist: Empathie ist erlernbar. Nutzen Sie in Ihrer Führungsposition die Kraft der Wertschätzung für eine positive Unternehmenskultur und begeistern Sie Mitarbeiter, Kollegen und Kunden.

Artikelbild »Close up of handshake in the office« by djile

Christine Maurer-Rödig


Christine Maurer-Rödig ist Life und Business Coach. Mit über 15 Jahren Erfahrung aus der Image- und Persönlichkeitsentwicklung und als Gründerin von ti-s.de unterstützt sie UnternehmerInnen und Führungskräfte, ihre innere Haltung zu stärken und ihre Wirkung zu verstärken.